X1/9 Club Allgäu
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Restaurationsbericht: # 21381 -under construction-

Nach 2 Jahren Spaß mit meinem orangenen 1300er X und der X-Szene hatte ich mir in den Kopf gesetzt, ein weiteres X-Projekt anzupacken.

Die Restauration und den Aufbau wollte ich beim zweiten X, möglichst mit stärkerer Maschine,  auf jeden Fall selber bewerkstelligen. „Eilt ja nicht, hab ja einen zum fahren.“ Hier sollte der Weg das Ziel sein.

 

Januar 2011 Besuch der Moto Technica in Augsburg. Dort mit einem Holländischen Fiat-Teilehändler in Kontakt gekommen. Der wollte mir einen X anbieten. Ein paar Tage später kamen sehr detaillierte Fotos per Mail, und eine Liste der Teile, die mit im Paket waren: Blechteile für alle rostbefallenen Stellen, neue Türen und ein 1,3l Uno Turbo Motor (105 PS, ohne Kat) mit bereits umgebautem UnoT-Getriebe in 1500er X-Gehäuse.

Nach einem Telefonat stand der Deal: Preis war fix, inklusive Lieferung. „Und wenn der X nicht so ist, wie ich gesagt habe, nehme ich ihn wieder mit“.

Am 14.02.2011 stand er vor meiner Tür, und ich hatte meinen 2. X gekauft.

 

Mitte März wurde es wärmer. Also Plane runter, Anbauteile weg, Innenausstattung raus für eine detaillierte Bestandsaufnahme. Lochfrass gab es an den Schwellern, Endspitzen und den Türen. Das wusste ich bereits von den Bildern. Der Scheibenrahmen war nahezu rostfrei, dank einer früheren Konservierung.

 

Die linke Fahrzeugseite bekam an Ort und Stelle im Freien eine Frischblechkur.

Die vorhandenen Reparaturbleche waren mir „zu schade“, so habe ich die benötigten Bleche aus einer Blechtafel selbst angefertigt. Meditatives Dengeln…

 

 

Dann der Umzug in die Garage. Die rechte Seite war ähnlich der linken. Vordere Spoilerecken wurden mit guten Schlachtteilen instandgesetzt.  

 

Um vernünftig an den Unterboden zu gelangen, Kippvorrichtung „Marke Eigenbau“ mittels Kettenzug. (Die Balken verhindern nur das wackeln!)

 

Der Unterboden war in erstaunlich gutem Zustand. Die Fußraumwannen waren schon gemacht, die Ecken um die Abläufe vom Wasserkasten auch. Blecheinsatz gab es an der Reserveradmulde. Einzig knifflige Stelle am Unterboden:

 

Da ich kaum glauben konnte, dass untenrum sonst keine Löcher sind, habe ich an ca 20 neuralgischen Stellen den Unterbodenschutz entfernt. Nichts außer blankem Blech!

 

Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde in Kofferräumen, Motorraum und äußeren Blechfalzen die Dichtmasse an den Blechüberlappungen entfernt, freigelegt, behandelt und neu versiegelt.

 

Dann wurde es staubig: Spachteln-schleifen-spachteln-schleifen…

Zum Einsatz kam 2K-Epoxispachtel. Längere Verarbeitungszeit, flexibler, und zieht kein Wasser.

 

Mittlerweile Herbst, wollte ich unbedingt noch grundieren. Garage mit Folie abgehängt, Malervlies auf den Boden und los ging es. Zum Einsatz kam „Brantho Korrux nitrofest“,

eine gut haftende Grundierung, die sich in ordentlicher Schichtdicke spritzen lässt und mit fast allen Decklacken verträgt. Vorher der alte Lack mit Nitroverdünnung abgerieben, um die Haftung zu prüfen. Sicher ist sicher.

Winterzeit-Planungszeit:

Die Generalüberholung des Motors hat mir Manfred aus Kolbermoor gemacht. Das Triebwerk war mittlerweile fertig und wieder bei mir angekommen. Nun ging die Tüftlerei los. Von Anfang an stand für mich fest: Der Turbomotor kommt in die A/a-Serie – ohne Änderungen an der Karosserie! Damit war klar, dass alle Anbauteile im Motorraum untergebracht werden müssen, ohne Durchbruch in den Kofferraum. Und die Wartungsklappen zum Motorraum gibt es bei einer A/a-Serie auch nicht. Nach 3 Monaten probieren, Motor rein/raus und einigen Teilebestellungen hing der Motor samt Getriebe, 1500er Hinterachse, Ladeluft-/Ölkühler, Turbolader und Ladeluftverrohrung in der grundierten Karosserie. Einzige Karosserieanpassung war letztendlich eine Ausbuchtung am Längsträger, damit das 5G-Getriebe platz findet.

Zur Farbe: Originalfarbton war klar. Meine Wahl fiel auf das Blu francia 426. Die Mischformel bekam ich von Kalle und Thomas.

Im Frühjahr 2012 war die Überholung von Achsen, Bremsen und Anbauteilen angesagt.

Die Suche nach dem richtigen Lackierer gestaltete sich schwierig. Im April ging der X dann auf die Reise. Fertig war er Ende August….

 

Nach der langen Sommerpause konnte ich nun endlich mit dem Zusammenbau loslegen.

Erstmal Hohlraumversiegelung und neue Brems- und Kupplungsleitungen. Dann wurden die beschrifteten Kartons im Keller mit all den vorbereiteten Teilen allmählich weniger. Da sich die Kühlwasserrohre nicht zufriedenstellend reinigen ließen, gab es kurzerhand Ersatz:

 

Mittlerweile stand fest, dass mein A/a #21381 im April 2013 auf der Techno Classica in Essen stehen soll. Also hieß es, einen Zahn zuzulegen. Kurzerhand wurde im Weihnachtsurlaub die Garage, mittlerweile mit Hebebühne ausgerüstet, beheizt, um überhaupt arbeiten zu können. Und kaum Urlaub, um vorwärts zu kommen, war der Wurm drin.

 

Motoreinbau geht deutlich langsamer, wenn man auf den Lack aufpassen muss.

„Hochzeit“ war am 24.12.2012, das Datum kann ich mir wenigstens merken.

Wie passt der Turbomotor in den X-Motorraum? Ladeluftkühler mit Luftleitblechen vor den linken Seitenschacht, Ölkühler rechts vor den Schacht. Benzinpumpe und Filter sind an der unteren Halterung des Ausgleichsbehälters befestigt. Luftmengenmesser neben dem Nockenwellenkasten. Die Steuergeräte befinden sich in der Reserveradmulde. Damit die 1300er Motorhaube schließt, musste der innere Deckel und der Haubenaufsteller weichen.

 

Der Einbau der Windschutzscheibe gestaltete sich schwieriger als gedacht. Das werde ich nie wieder selber machen!

 

Als nächstes schlug der Kupferwurm zu: Vorhandene Elektrik eine Katastrophe! Bei der Demontage hatte ich die Kabel und Stecker fein säuberlich beschriftet. Passte nur leider fast gar nichts. Teils schöne Kabelfarben, leider ohne Übereinstimmung mit dem Kabelplan. Blieb nichts anderes übrig, als alles der Reihe nach durchzumessen. Bei der Gelegenheit Kontakte gesäubert, fast alle Kabelstecker erneuert, und die Relaisschaltungen für Licht und Sicht gebaut. Da eh alles auseinander war, sind diese jetzt schön im Innenraum versteckt. Als Fleißaufgabe eine Warnblinkschaltung, LED-Schalterbeleuchtung eingebaut und die Lichtschaltung umgestrickt. In Schalterstellung 1 Standlicht, die Klappscheinwerfer öffnen jetzt erst in Stellung 2 mit dem Abblendlicht.

 

Unter der Woche, wenn einheizen der Garage nicht lohnte, ab in den Keller:

Kunststoffteile aufhübschen und lackieren, Innenausstattung aufbereiten.

Armaturenbrett und Türverkleidungen waren ok, aber mit einigen Macken. Nach dem Füllen der Löcher gab es eine neue „Lackierung“ mit Vinyl Dye, einem Färbemittel.

Das Produkt eignet sich auch hervorragend, um ausgeblichene Teppiche wieder aufzufrischen. Mein ausgeblichener Teppich leuchtet nun wieder rot.

 

Die nächste Aktion waren Türen und Hauben. Meinen 2 Helfern waren die 10°C in der Garage zu kalt, also erstmal Kohlen nachlegen. Die Fahrertür war besonders knifflig. Bis alles vernünftig saß, war wieder ein Wochenende rum.

In der Zwischenzeit hatte ich einen Plan für den Chromrahmen am Heck. Da ich den zum lackieren noch nicht hatte, waren keine Befestigungslöcher mehr vorhanden. Nach einigen Mustern für die Kederdichtung war Kleben die Lösung.

Anfang März ging es zu Manfred nach Kolbermoor. Am Abend vor dem Transport dringende Fahrzeugwäsche – bei minus 10°C eben in der Garage. Sonntag Vormittag aufpolieren, Lenkrad und Sitze rein, letzter Lichtcheck: Wackelkontakt im Lenkstockschalter. Ersatz montiert und ab auf den Trailer.

 

Manfred wollte mir die Restarbeiten erledigen: Reifen, Spur, Motorinbetriebnahme und diverse Kleinigkeiten. Diese „Kleinigkeiten“ sorgten für einiges Kopfzerbrechen, schlaflose Schraubernächte und den Namen „Blaues Ungeheuer“. Wenn es Xies gibt, die ein Eigenleben führen, kann dieses Exemplar eine Zicke sein.

Ende März TÜV und H,  Ostermontag zurück ins Allgäu – noch eine Woche für den letzten Feinschliff - jetzt erstmal Optik. Sonntag waschen und polieren, um 16 Uhr die erste Testfahrt: 5km. Läuft noch nicht rund, aber läuft. Montag Abend auf den Hänger, Dienstag früh zum Wertgutachter, dann 600km nach Essen. Um 18 Uhr fährt A/a #21381 aus eigener Kraft auf den Messestand.

Torsten Alker, April 2013

Nachtrag:

 

Nach diesem Gewaltakt ging das Projekt #21381 –under construction- etwas entspannter weiter. Ziel war ein stabiler Betrieb, um auf eigener Achse Mitte August 2013 zum Nürburgringmeeting zu fahren.

Nach einigen Einstellungsproblemen am Motor war das Fahrzeug eine Woche vor dem Meeting einsatzbereit und absolvierte seine Bewährungsprobe nach 1000 "Einfahrkilometern" mit zwei Runden auf der Nordschleife.

 

Fazit meiner ersten Fahrzeugrestauration:

Vernunft ist etwas anderes, aber es hat riesigen Spaß gemacht.

 

Daten:

Restaurationsdauer:   2 Jahre

Arbeitsstunden:          ca 1500

Budget:                      deutlich überschritten

Bewertung:                1- (Classic Data)

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